Geschichte des Okinawa Goju Ryu Karate Do

Einleitung

In den vergangenen Jahren hat es sich als äußert schwierig erwiesen, fundierte Fakten über die Geschichte und die Entwicklung des Karate zusammenzutragen. Wir wissen viel über Karate, aber noch lange nicht genug. Der Grund liegt darin, dass diese Kampfkunst oft im Geheimen geübt wurde. Es gab nur wenige Schüler, meist nur fünf bis acht, die ein Meister unterrichtete. Um ihr Wissen geheim zu halten, wurde es nur mündlich weitergegeben. Schriftliche Aufzeichnungen gab es kaum und die wenigen, die es gab, wurden fast alle in den vernichtenden Schlachten im 2. Weltkrieg auf Okinawa zerstört. Starb ein Meister, so verschwand auch oft sein Wissen mit ihm, wenn er keinen würdigen Nachfolger finden konnte. So kam es, dass ganze Stilrichtungen und Schulen unwiederbringlich vom Angesicht der Erde verschwanden.

Entwicklung des Karate

Das Goju Ryu Karate ist eine Verschmelzung des chinesischen „Kenpo“ und des okinawanischen „Tode“. In den vergangenen Jahrhunderten gab es einen florierenden wirtschaftlichen und kulturellen Austausch zwischen China und Okinawa. Abgesandte beider Länder unternahmen ständig Reisen zum Nachbarland um zu lernen oder zu lehren. Unter den Reisenden gab es auch viele Kampfkünstler, die die Abgesandten vor Piraten und Schaden bewahren sollten. Die Belagerung Okinawas durch den Satsuma-Clan und die damit verbundene Dekretlegung eines Waffenverbots förderten, laut aktueller Fakten, die Entwicklung einer waffenlosen Form der Selbstverteidigung. Auch scheint die Ausübung der Kampfkünste nur einer privilegierten Adelsklasse vorbehalten gewesen zu sein.

Kanryo Higashionna war ein einfacher Mann und gehörte gesellschaftlich den unteren Ständen an. Er hatte großes Talent in den Kampfkünsten aufzuweisen, und so begann er im Alter von 17 Jahren mit dem Karatetraining unter Aragaki Yosho. Aragaki gehörte einem höheren Stand an und so war es sehr ungewöhnlich, dass er jemanden, der nicht seinem Stand entsprach, unterrichtete. Warum er dies tat, ist bis heute reine Spekulation. Einer seiner späteren Meister war Kojo Taitei. Dieser war auf ganz Okinawa berühmt für seine starken Fäuste. Angeblich konnte er mit zwei Faustschlägen eine Kuh töten. Später ging Higashionna nach China um die tiefere Technik des Karate zu studieren. Da er sehr arm war, musste er illegal einreisen. In China wurde er von Ryuryu Ko unterrichtet und kam einige Jahre später wieder nach Okinawa zurück. Er suchte über Jahre vergeblich nach talentierten und würdigen Schülern, bis er eines Tages auf Miyagi Chojun traf.

Goju Ryu Karate

Miyagi Chojun wurde 1888 in Higashi Machi Naha Shi als Sohn eines Händlers für Heilkräuter geboren. Man geht davon aus, dass er mit 14 Jahren sein Training unter Higashionna begann. Mit 20 wurde er für 3 Jahre für den Wehrdienst eingezogen. Nach dieser Zeit reiste er zum ersten Mal nach Fukushu (China). Als Higashionna im Sterben lag, reiste er nach Naha Stadt zurück um sich um ihn zu kümmern. 1917 starb Higashionna. Während seines Lebens reiste Miyagi viel umher, immer bemüht sein Wissen zu erweitern um es in sein Karate einfließen zu lassen. Diese weiten Reisen waren ihm deshalb möglich, da seine Familie sehr reich war. Damals hatte das Karate von Miyagi noch keinen wirklichen Namen. Anlässlich eines Budosai (Budovorführung), bei dem sein damals bester Schüler, Jin’an Shinzato (1901-1945), auftrat, war nun die Zeit gekommen seiner Stilrichtung einen Namen zu geben. Bezogen auf die „Acht Gedichte über die Kampfkunst“ nannte er sein Karate „Goju Ryu“.  Einer dieser Grundsätze lautet: „Der Weg vom Einatmen und Ausatmen ist Hart und Weich“.

Das „Kenkon“ steht für Himmel und Erde, wobei der Kreis den Himmel symbolisiert und das eckige Symbol für die Erde steht. Ähnlich dem Ying-Yang Symbol stellt es die universelle Harmonie von „Hart und Weich“ da. Daraus lässt sich auch die Bedeutung des Goju Ryu herauslesen, „Go“ steht für den harten und „Ju“ für den weichen Aspekt unseres Karatestils. Das eckige Symbol ist auch das Familienwappen von Miyagi Chojun Sensei.


„Du musst vor allem die Kunst der wahren und wirklichen Geduld lernen.
Folge dem Weg der Geduld zur siebenten Kraft und sei nie in Eile beim Lernen.“

– Miyagi Sensei – 

 Literaturhinweise zur Geschichte des Karate

  • The History of Karate
    Morio Higaonna, Dragon Books, 1996, ISBN 0946062366
  • Traditional Karatedo Vol. 1
    Morio Higaonna, Minato Research, ISBN 0870405950
  • Okinawa Karate Kata
    Dirk Ludwig, Book on Demand, 2001, ISBN 383110235X
  • Die Tradition des Karate
    Werner Lind, Kristkeitz Verlag, 1991, ISBN 3921508401
  • Okinawa Karate
    Werner Lind, Sport Verlag Berlin, 1997, ISBN 3328007547
  • Bubishi – An der Quelle des Karatedo
    Roland Habersetzer, Palisander Verlag, 2004, ISBN 3938305002
  • Ancient Okinawan Martial Arts Vol. 2
    Patrick McCarthy, Tuttle Martial Arts, 1999, ISBN 0804831475
  • The Bible of Karate – Bubishi
    Patrick McCarthy, Tuttle Martial Arts, 1995, ISBN 0804820155
  • Karatedo – Der Weg der leeren Hand
    Heiko Bittmann, Books on Demand, 2000, ISBN 3000040986
  • Chojun Miyagi – Karate Do Body, Mind, Spirit
    DVD, Prof. G. Alexander, 45 Min.
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